 Bildquelle: Beeke Neumann |
Ralf:
Hallo Beeke! Danke dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wir hoffen, dass du die bisherige Zeit der Corona Pandemie mit Deiner Familie gut überstanden hast. Wie hast Du die bisherige Zeit innerhalb der Corona Pandemie und deren notwendigen Maßnahmen erlebt?
Beeke:
Hallo Ralf! Mir geht es gut und ich bin mit meiner Familie und meinen Freunden bisher gut durch die Krise gekommen. Als Studentin bin ich von den schlimmsten Folgen der Pandemie auch nicht betroffen, sondern muss mich bloß an den Online-Unterricht gewöhnen, der mich mittlerweile aber schon auch nervt. Mir ist aber bewusst, dass das Meckern auf hohem Niveau ist, weil ich keine finanziellen Probleme habe und gesund bin, darüber bin ich sehr froh! Wahrscheinlich geht es mir letztlich wie vielen anderen auch und ich hoffe, dass es jetzt schnell wieder "normal" wird.
Ralf:
Bevor wir zum Interview kommen, vielleicht kannst Du Dich kurz unseren Lesern einmal vorstellen:
Beeke:
Ja, also ich bin Beeke und jetzt 21 Jahre alt. Ich habe bis zum Herbst 2017 in Dissen gewohnt und bin in Bad Iburg zur Schule gegangen. Seit 3,5 Jahren studiere ich jetzt in Rostock Jura und fühle mich dort sehr wohl. Neben dem Fußball spielen, liebe ich es am Warnemünder Strand Zeit zu verbringen, vor allem mit Kitesurfen.
Ralf:
Du bist ja, wie Inga Bergmann auch, mit Ihr konnten wir in der letzten Ausgabe sprechen, mit dem Fußball spielen bei der TSG angefangen. Kannst Du Dich noch daran erinnern und hast Du vielleicht noch die ein oder andere konkrete Erinnerung an die Du dich gerne zurück erinnerst?
Beeke:
Ja klar kann ich mich noch erinnern! Und das mache ich sehr gerne. Als ich fünf Jahre alt war haben mich Nico Kötter und Jan-Hendrik Orlinski mit zum Training genommen und wenn ich den Erzählungen meiner Eltern glauben schenken darf, kam ich nach Hause und habe gesagt, dass ich ab jetzt Fußball spiele. Die haben das anfangs für eine Phase gehalten und waren dann überrascht, wie ich dabei geblieben bin und offensichtlich Spaß bei der Sache hatte.
Ein Moment, an den ich mich gerne erinnere, ist das erste Tor, das wir geschossen haben (nach vielen haushohen Niederlagen, glaube ich). Da hat – meiner Erinnerung nach – Nico Kötter Jannik Bischof angeschossen und der Ball ist ins Tor getrudelt. Ich glaube wir haben trotzdem verloren, aber wir haben uns in der Situation alle sehr gefreut.
Weil ich oft das einzige Mädchen war bin ich auch aufgefallen. Eine meiner liebsten Erinnerungen ist dabei die Situation in der der gegnerische Trainer nach dem Spiel zu mir kam und mir gesagt hat, dass er kein Mädchen kenne, das besser als ich Fußball spiele. Da war ich ganz schön stolz.
Ralf:
Du hast, wie auch Inga in der TSG Zeit ja lange mit Jungs in einer Mannschaft gespielt. Meinst Du, dass Dich das in Deiner Entwicklung Fußballerisch positiv oder negative beeinflusst hat?
Beeke:
Auf jeden Fall positiv! Ich glaube, dass Mädchen fast nur davon profitieren mit Jungs zusammen zu spielen. Einmal geht es um die Körperlichkeit, die man zwangsläufig lernt, wenn man es mit größeren, schnelleren und stärkeren Jungs aufnehmen muss. Da lernt man auch Geschicklichkeit und Spielintelligenz. Ich hatte aber auch das Glück, gut aufgenommen zu sein und ein cooles Team zu haben. Von den Jungs hat das, glaube ich, keiner in Frage gestellt, ob es jetzt in Ordnung ist, dass ich bei ihnen spiele. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich so lange (bis ich 13 oder 14 war) bei den Jungs gespielt habe, das hat mir sehr gutgetan.
Ralf: Die nächste Station war 2012 der FSV Gütersloh 2009 als Verein für Dich. Dort hast Du dann bei den C-Juniorinnen gespielt. Kannst Du dich noch daran erinnern, wie es zu diesem Wechsel gekommen ist und wer da auf Dich aufmerksam wurde?
Beeke:
Mein damaliger Dissener Trainer Nuccio Sapuppo hat zu mir gesagt, dass ich ein „ungeschliffener Diamant“ sei und ich, wenn ich richtig was lernen und weiterkommen will, nach Gütersloh wechseln müsste. Ich weiß nicht mehr wie die zeitliche Abfolge war, aber es war auch irgendwann ein „Scout“ (oder zumindest ein Trainer oder Beobachter) bei einem Spiel zum zuschauen. Der hatte aber kurz vorher wohl eine Augen-OP und konnte nicht so viel sehen (lacht). Irgendwie bin ich dann aber trotzdem zu einem Spiel der 1. Frauen von Gütersloh, die zu der Zeit in der zweiten Bundesliga gespielt haben, eingeladen worden und habe dort mit dem C-Juniorinnen Trainer Thomas Breulmann gesprochen, der mich zum Probetraining eingeladen hat. Das erste Training lief gar nicht gut und ich war sehr frustriert, ich glaube der Trainer hat die Situation aber richtig eingeschätzt und mich einfach nochmal eingeladen. Das zweite Training war dann viel besser und ich habe den Verein gewechselt, wobei ich vorerst noch ein Zweitspielrecht für die TSG hatte.
Ralf:
Kannst Du uns einmal beschreiben, was das Spielen beim FSV Gütersloh 2009, der ja nicht gleich um die Ecke ist, bedeutet hat?
Beeke:
In erster Linie viel Fahrerei. Ich bin immer mit dem Haller Willem nach Halle und von dort mit dem Bus weiter nach Gütersloh gefahren. Für 1,5 Stunden Training habe ich insgesamt 3 Stunden Fahrzeit in Kauf genommen und das drei Mal pro Woche. Ich habe das aber eigentlich nie als besonders belastend empfunden und probiert die Zeit dann wenigstens ein bisschen zum Lernen zu nutzen oder so. Vor allem hat mir das Training und das Spielen und Konkurrieren mit guten Fußballerinnen immer sehr viel Spaß gemacht.
Ralf:
Wie war die Zeit in der Jugend und bei den Damen in Gütersloh für Dich und denkst Du vielleicht noch an den einen oder anderen Moment in dieser Zeit zurück?
Beeke:
Die Zeit war unter dem Strich ebenfalls sehr schön. Ich habe viel gelernt und bin besser geworden, auch wenn ich nicht alle Trainer positiv in Erinnerung habe. Ich bin allerdings ein bisschen traurig, dass ich keine Bundesliga-Luft in der B-Juniorinnen-Bundesliga schnuppern konnte, die Chance habe ich ein bisschen verpasst. Gerne denke ich aber an unseren Aufstieg in die Westfalenliga mit der neu begründeten B2, der allerdings auch gefordert war. Am besten gefallen hat mir mein letztes Jahr in der 2. Frauen vom FSV. Wir hatten ein gut gemischtes Team und viel Spaß zusammen und haben wirklich guten Fußball gespielt, wie ich finde.
Ralf:
Wie lief es für Dich nach der Zeit in Gütersloh weiter?
Beeke:
Ich habe bis zum Sommer 2017 bei Gütersloh gespielt. In dem Jahr habe ich auch Abitur gemacht und bin mit meinem Freund für 2,5 Monate Segeln gewesen. Im Herbst habe ich dann angefangen in Rostock zu studieren und dort auch Fußball zu spielen. Weil der Rostocker FC das beste Frauenteam in Rostock ist habe ich nicht lange gezögert und mich dem Team angeschlossen. Witzigerweise hat eine alte Weggefährtin aus Gütersloh vor mir den gleichen Weg gemacht, so dass ich sofort Anschluss im Team gefunden habe.
Ralf:
Gibt es Unterschiede zwischen dem Rostocker FC und dem FSV Gütersloh und wie würdest Du diese beschreiben?
Beeke:
Der größte Unterschied ist wahrscheinlich die fußballerische Umgebung. In der höchsten Spielklasse in Mecklenburg-Vorpommern spielen nur sechs Teams und es wird teilweise auf 9er-Feld gespielt. Da merkt man einfach, wie wenige Teams es gibt und wie niedrig das Niveau im Flächenland M-V dementsprechend ist. Das ist schon schade. Zum Glück spielen wir gerade in der Regionalliga Nordost (alle neuen Bundesländer). Das Niveau ist entschieden höher, deshalb ist es für uns aber auch wirklich schwierig gegen Teams wie Viktoria oder Union Berlin zu bestehen. Die haben einfach viel mehr Spielerinnen und andere Möglichkeiten.
 Bildquelle: Beeke Neumann |
Nach wie vor liebe ich es aber mich mit so guten Gegnerinnen zu messen und „die Großen zu ärgern“. Auch wenn uns das diese Saison leider noch nicht oft genug vernünftig gelungen ist, vor allem gegen die schwächeren Teams, gegen die wir die Punkte eigentlich holen „müssen“ haben wir es leider oft nicht bis zu Ende bekommen.
Im Wesentlichen sind aber sowohl der FSV als auch der RFC Vereine mit ambitionierten Spielerinnen, die das Beste aus sich herausholen wollen und einfach Bock auf Fußball haben.
Ralf:
Du bist im Mai 2019 von Sportbuzzer.de zur Heldin der Woche gewählt worden. Kannst Du uns etwas darüber sagen und was hast Du darüber gedacht?
Beeke: (Lacht)
Ja, da habe ich mich schon gefreut, ich wusste erst gar nicht, dass es eine solche Auszeichnung gibt. Eine Mitspielerin hat mich dort ohne mein Wissen angemeldet, weil ich im Spiel gegen unseren größten Konkurrenten in M-V, den 1. FC Neubrandenburg 04 ein (ich glaube wirklich schönes) Seitfallziehertor gemacht habe. Man konnte dann online zwischen anderen FußballerInnen und mir abstimmen und ich habe die meisten Stimmen bekommen. Gerade weil mir das in diesem wichtigen Derby gelungen ist, war die Freude groß.
Ralf: Wie sieht es aktuell im Fußball bei Dir aus und wie soll es für Dich in der Zukunft weiter gehen? Im Fußball und Privat?
Beeke:
Der Fußball macht mir weiterhin wahnsinnig viel Spaß. Das liegt auch an dem guten Trainerteam, das wir haben und meinen tollen Mitspielerinnen. Wir sind ein echt gutes Team geworden, finde ich. In dieser Saison möchte ich den Klassenerhalt feiern und Pokalsieger in M-V werden. Weil ich im nächsten Semester meinen Abschluss mache, weiß ich noch nicht so genau, wie es weitergeht. Ich bin selbst gespannt wo ich lande. Ich bin mir aber sehr sicher, dass ich weiterhin Fußball spielen werde, ohne ist es einfach nicht so schön wie mit!
Ralf:
Beeke, Danke für das Interview. Wir wünschen Dir alles Gute und auf das alles so eintrifft, wie Du Dir das wünscht. Und vor allem bleib gesund!
Beeke:
Dankeschön, das wünsche ich Euch auch.
Beeke als Einlaufkind beim VFL Osnabrück. Sie ist mit dem FC Augsburg eingelaufen. |

Ralf: Hallo Inga! Danke dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wir hoffen, dass du die bisherige Zeit der Corona Pandemie mit Deiner Familie gut überstanden hast. Wie hast Du die bisherige Zeit innerhalb der Corona Pandemie und deren notwendigen Maßnahmen erlebt?
Inga: Hallo Ralf. Schön, dass ihr an mich gedacht habt. Auf jeden Fall will ich mich nicht an die momentanen Umstände gewöhnen müssen. Ich habe, während der Corona Zeit, angefangen zu studieren und musste mich daher sowieso umorientieren. Noch kenne ich es nicht anders, aber einen normalen Studentenalltag stelle ich mir schon ereignisreicher vor. An sich kann ich aber sagen, dass ich meine Freunde und Verwandte vermisse und das ständige Telefonieren und Skypen gerne wieder durch ein persönliches Treffen ersetzen würde. Aber im großen Ganzen kann man sagen, dass sowohl meine Familie als auch ich bis jetzt ganz gut zurechtgekommen sind.
Ralf: Bevor wir zum Interview kommen, vielleicht kannst Du Dich kurz unseren Lesern einmal vorstellen:
Inga: Gerne. Ich bin Inga Bergmann, 19 Jahre alt und studiere zurzeit Medizintechnik an der Uni in Rostock. Ich bin hier in Dissen geboren und aufgewachsen und seit etwa 15 Jahren Mitglied bei der TSG. In meiner Freizeit spiele ich für mein Leben gerne Fußball und ab und zu Gitarre.
Ralf: Du bist ja mit dem Fußball spielen bei der TSG angefangen. Kannst Du Dich noch daran erinnern und hast Du vielleicht noch die ein oder andere konkrete Erinnerung an der Du dich gerne zurück erinnerst?
Inga: So richtig an das erste Training kann ich mich leider nicht erinnern. Ich muss so um die drei, vier Jahre alt gewesen sein, aber mein Bruder hatte schon Fußball gespielt und dann habe ich das einfach auch gemacht. Ich weiß auf jeden Fall noch, dass die meisten Jungs viel größer waren als ich und mit ihrem harten Schuss und ihren Wilde Kerle-Shirts damals nichts für Feiglinge waren.
Ein konkretes Ereignis, dass mir immer in Erinnerung bleiben wird, war ein Übernachtungsturnier in Versmold, ausgerichtet vom SC Peckeloh, bei dem alle Mannschaften in riesigen Zelten untergebracht waren. An einem Abend lief ein Spiel der Nationalmannschaft im Fernsehen und dann sind wir mit so acht/neun Jahren in eine Kneipe gegangen und haben mit gefiebert. Und am nächsten Tag standen wir schon wieder selbst auf dem Platz. Das hat auf jeden Fall richtig Spaß gemacht.
Ralf: Du hast in der TSG Zeit ja lange mit Jungs in einer Mannschaft gespielt. Meinst Du dass Dich das in Deiner Entwicklung Fußballerisch positiv oder negative beeinflusst hat?
Inga: Mit den Jungs zu spielen, ist das Beste, was mir hätte passieren können. Klar, hat man immer die Rückennummern, die keiner haben will oder zieht sich auf dem Klo um, aber fußballerisch ist das für jedes Mädchen, dass in den Leistungsbereich will ein Muss. Man wird deutlich taffer und schneller am Ball, lernt sich richtig durchzusetzen. Ab einem gewissen Alter muss man ab und zu auch kreativ werden und andere Lösungen finden, wenn die Jungs kräftiger und schneller werden. Natürlich gab es auch Schwierigkeiten, denn dass man als einziges Mädchen eine besondere Rolle in der Mannschaft einnimmt, fällt dann doch auf. Da gab es manchmal einen blöden Spruch oder Spieler, die keine Lust hatten, mich anzuspielen, aber dann muss man es denen halt erst recht zeigen. Außerdem entwickeln sich tolle Freundschaften, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte.
Ralf: Es dauerte dann auch nicht lange, bist Du dann auch für die Kreisauswahl gespielt hast. Wie war diese Zeit für Dich?
Inga: Als ich gesichtet wurde, habe ich mich riesig gefreut. Der Anfang war allerdings nicht so einfach. Ich kannte niemanden und das Training war jeden Sonntagmorgen eine Stunde Fahrt entfernt. Aber sobald man auch da Leute kennengelernt hat, macht es riesigen Spaß. Gemeinsam kommt man von Auswahl zu Auswahl und spielt fast zehn Jahre mit den besten Spielern und Spielerinnen des Stadt- und Landkreises und irgendwann auch Niedersachsens zusammen. Man lernt den Fußball nochmal auf eine ganz neue Art lieben, da man auf immer höherem Niveau mit klasse Trainern und Mannschaften arbeiten darf. Dann spielt man mit Nationalspielerinnen, mal gegen den VfL, mal in Frankreich und ab und zu sieht man dann Mädels und Jungs in den größten Vereinen Deutschlands und denkt, ach, mit dem habe ich doch auch schon gekickt.
Ab einem gewissen Alter ist man natürlich zu alt für die Auswahl, aber ich habe einen Trainerschein gemacht und als Trainer weiter beim normalen Kreisauswahltraining als auch bei der Trainerfortbildung unterstützt. Meine Highlights sind allerdings immer die Trainingslager, in die ich erst als Spielerin und dann als Trainerin mitfahren konnte.

Inga mit der U14 des NFV in Frankreich (Bildquelle: unbekannt)
Ralf: Es kam dann die Zeit, in der man sehr schnell sah, dass es für Dich eine andere Herausforderung geben muss. Erzähl einmal Bitte wie es dann für Dich nach der TSG Dissen weiter ging.
Inga: Nach der TSG bin ich erst einmal mit einem Zweitspielrecht zum Osnabrücker SC gewechselt. Da kannte ich schon ein paar Mädels aus der Auswahl und habe zum ersten Mal in einer reinen Mädchenmannschaft gespielt. Dann bin ich in der C-Jugend zum SV Meppen gewechselt und habe dort ein Jahr gegen Jungs und ein Jahr in der B-Jugendbundesliga gespielt. Im zweiten Jahr der B-Jugend bin ich dann wieder zum OSC gewechselt und habe da auch noch ein Jahr Bundesliga und dann in der 1. Damen in der Oberliga und Regionalliga gespielt. Da ich neuerdings allerdings in Rostock wohne, bin ich zum Rostocker FC gewechselt, der auch in der Regionalliga spielt.

Ralf: Wie war für Dich die Zeit beim SV Meppen und konntest Du für Dich dort etwas für Deine Zukunft mitnehmen?
Inga: Die Zeit in Meppen hat mich auf jeden Fall fußballerisch, aber auch als Mensch sehr geprägt. Im ersten Jahr haben wir als reine Mädchenmannschaft in der Jungenstaffel gespielt. Dank der tollen Mannschaft hat man dann Erfolg nach Erfolg gefeiert und auch auf großen Turnieren wie dem VW-Cup im Wolfsburgstadion spielen und einige Profis treffen dürfen. Dort wurde einem auf jeden Fall eine Menge ermöglicht, da man auch gegen Mannschaften wie Potsdam, Wolfsburg, Bayern und so weiter, gespielt hat. Man macht einen riesigen Schritt, da man leistungsmäßig ja auch mithalten muss. Bei einer zweistündigen Anfahrt zum Trainingsplatz zwei Mal die Woche ergänzt durch drei weitere Belastungen durch Auswahltrainings, muss man aufpassen, dass man die Schule nicht zu kurz kommen lässt. Da war es nicht ungewöhnlich, dass ich mich am Ende einer fünftägigen Trainingswoche, in der ich zwei Mal erst um Mitternacht ins Bett kam, in den Bus nach Berlin zum Auswärtsspiel gesetzt habe und neben zehn schlagersingenden Mädels eine Kurvendiskussion für die Klausur am folgenden Montag durchzuführen versuchte. Solche Herausforderungen haben es auch irgendwie ausgemacht.
Es war auf jeden Fall eine super Sache und ich habe tolle neue Leute kennengelernt. Der Ehrgeiz und die Disziplin, die einem da mit so viel Spielspaß und Freude vermittelt werden, kann man in dem Alter glaube ich kaum wo anders lernen. An sich kann ich auf jeden Fall sagen, dass es eine total wichtige und schöne Zeit war, in der ich mich extrem entwickeln konnte.
Ralf: Nach der Station Meppen bist Du zum OSC Osnabrück gewechselt. Wie ist es dazu gekommen?
Inga: Ich bin zurück nach Osnabrück gegangen, da ich in die Oberstufe gekommen bin und mich auf mein Abitur konzentrieren wollte. Das wäre in Meppen auf jeden Fall auch ermöglicht worden, aber mit dem großen Zeitaufwand und dem Druck, unter dem man ja doch als Spielerin in einem Leistungszentrum steht, habe ich mich dagegen entschieden. Zudem kam dazu, dass ich mich noch von einem Außenbandriss im Knöchel erholen musste, sodass es schwer gewesen wäre einen Anspruch auf einen Stammplatz zu erheben. Deshalb bin ich zum OSC gegangen, bei dem ich dann mit viel Selbstvertrauen und etwas mehr Ruhe eine Führungsrolle als Kapitänin übernehmen konnte und mein Team mit der gesammelten Erfahrung in ihrer ersten Bundesligasaison gut unterstützen konnte.
Ralf: Wie ist es nach dem OSC Osnabrück dann für Dich weiter gegangen?
Inga: In meiner zweiten Saison in den Damen beim OSC habe ich mir leider das Kreuzband gerissen, weshalb ich eine Saison aussetzen musste. Nach einem Jahr Reha und viel Schweiß und Training, war dann auch klar, dass ich wegen des Studiums nach Rostock ziehen werde. Dort habe ich mir bei meinem Probetraining leider wieder das Kreuzband gerissen. Zurzeit arbeite ich an meiner Genesung und hoffe, dass ich bald wieder gegen den Ball treten kann.
Ralf: Wie sieht es aktuell im Fußball bei Dir aus und wie soll es für Dich für die Zukunft weiter gehen? Im Fußball und Privat?
Inga: Wegen der aktuellen Corona Situation ist das Mannschafts-Training natürlich sowieso untersagt. Wir haben eine Trainingschallenge und arbeiten viel individuell an Kraft und Ausdauer. Seit einigen Wochen mache ich auch beim angebotenen Zoomsport der TSG Dissen mit, um mich fit zu halten. Momentan sind mein Knie und ich auf einem Recht guten Weg, aber wie das später in der Praxis aussehen wird, weiß ich leider noch nicht. So schnell will ich die Fußballschuhe allerdings nicht an den Nagel hängen.
Privat studiere ich momentan im ersten Semester und hoffe in 5 bis 6 Jahren meinen Bachelor und Master zu absolvieren. Dann würde ich gerne Prothesen konstruieren. Vielleicht sogar ein Kreuzband ...
Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass egal wohin es mich zieht, ich super froh bin hier aufgewachsen zu sein und ich die TSG immer meinen Ursprung nennen werde.
Ralf: Inga, Danke für das Interview. Wir wünschen Dir alles Gute und auf das alles so eintrifft, wie Du Dir das wünscht. Und vor allem bleib gesund!
Inga: Vielen Dank!
 Bildquelle: Homepage TSG 1899 Hoffenheim | 1.) Hallo Rui! Danke dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wir hoffen, dass du die bisherige Zeit der Corona Pandemie selbst und mit Deiner Familie gut überstanden hast.
RUI: Servus Ralf, als erstes möchte ich mich für das Interview bedanken. Ja, ich habe die bisherige Zeit der Corona Pandemie gut überstanden. Wir durften ganz normal weiter trainieren, was in anderen Sportarten nicht der Fall ist, deshalb können wir uns nicht beschweren. Dazu kommt noch, dass wir mehrmals in der Woche auf Corona getestet werden, was uns natürlich Sicherheit gibt, das wir gesund sind. Ich bin dankbar, dass es meiner Familie und mir gut geht. Leider konnte ich sie nicht oft besuchen, aber gottseidank kann man heutzutage Videoanrufe machen. Hoffentlich habt ihr die Zeit bis jetzt auch gut überstanden.
2.) Wie geht es Dir momentan und wo stehst Du gerade in Deiner „Fußballkarriere“?
RUI: Mir geht’s soweit gut, ich hatte mir Anfang November eine Schambeinentzündung zugezogen und es sah nicht wirklich gut aus. Jetzt 2 Monate später stand ich wieder auf dem Platz, man kann sagen, dass ich sehr viel Glück hatte, dass die Verletzung so schnell geheilt ist. Ich bin jetzt in meinem 3. Jahr hier bei der TSG Hoffenheim U23, wo ich mich natürlich schon sehr viel entwickeln konnte. Ich hoffe deswegen, dass ich bald den nächsten Schritt in meiner hoffentlich noch jungen Fußballkarriere machen kann.
3.) Vielleicht kannst Du Dich kurz unseren Lesern einmal vorstellen:
RUI: Mein Name ist Rui Jorge Monteiro Mendes, ich bin 21 Jahre alt, bin in Portugal geboren und aufgewachsen. 2006 bin ich mit meiner Familie nach Deutschland gezogen, um genauer zu sein nach Dissen. Bei der TSG Dissen habe ich angefangen Fußball zu spielen. Danach ging ich zum SV Bad Rothenfelde, SV Viktoria 08 Georgsmarienhütte, DSC Arminia Bielefeld und momentan spiele ich bei der U23 der TSG 1899 Hoffenheim.
4.)Du bist ja mit dem Fußball spielen bei der TSG angefangen. Kannst Du Dich noch daran erinnern und hast Du vielleicht noch die ein oder andere konkrete Erinnerung an der Du dich gerne zurück erinnerst?
RUI: Ja Klar, ich erinnere mich sehr gut an die Zeit bei der TSG Dissen. Ich glaube bei dem ersten Spiel für Dissen haben wir gegen Harderberg daheim mit 2:3 verloren. Es war natürlich schade, dennoch hatte ich damals die 2 Tore geschossen. In der E1 habe ich dann auch mit Nico Kötter zusammen gespielt. Er mochte mich anfangs nicht besonders, aber heute ist er einer meiner besten Freunde. Ich kann mich auch gut an einem Turnier in Versmold erinnern, wir haben dort in Zelten übernachtet. Für die Spiele haben Nico und ich dann immer unsere Trikots getauscht. Ich hatte die 7 und er die 10, wir wollten beide die Nummern zwischendurch tauschen. Das Beste war aber damals, wenn man ein Spiel gewonnen hatte und der Trainer dann bei MC Donald’s für die Spieler einen ausgegeben hat. Ich kann mich noch an sehr viel Dinge erinnern, ein Grund dafür ist auch mein Papa. Der war immer dabei und hat immer gefilmt, manchmal sehe ich die Videos noch. |
 Rui in der Mannschaftsaufstellung des U11 Turniers | 5.) Von Anfang an konnte man Deine Begeisterung für den Fußball sehen und man hatte schon damals das Gefühl, das Du im Fußball einen bestimmten Weg verfolgst. Kannst Du das so bestätigen und wie bist Du zu dieser Begeisterung gekommen?
RUI: Ich kann es zu 100% bestätigen, meine Eltern haben mir immer erzählt, als ich klein war hatte ich immer einen Ball dabei. Egal wo ich war und egal was ich gerade gemacht habe, ein Ball hatte ich immer dabei. Daher kommt die Begeisterung denke ich. Je älter ich wurde, desto mehr Fußball habe ich dann auch im Fernsehen geschaut. Ich habe mir gedacht, ich will auch Tore schießen in einem vollen Stadion wo die Leute dann meinen Namen rufen.
6.) Wenn ich mich richtig erinnere, hast Du viel auf der Sportfreianlage in Dissen auf den „legendären“ Gummiplätzen in Deiner Freizeit Fußball gespielt. Wenn das so stimmt, würdest Du sagen, dass sich das Spielen auf dem Gummiplatz fußballerisch in Deiner Entwicklung unterstützt hat?
RUI: Ja auf jeden Fall hat das kicken auf dem Gummiplatz sehr viel geholfen. Ich war jeden Tag dort mit meinem Bruder und meinen Freunden. Es gab auch Tage, wo man gegen Ältere gespielt hat und da wollte ich mich immer beweisen. Ich denke, das hat mir in meiner Entwicklung sehr viel gebracht. Ich glaube da hat alles angefangen. Wir hatten immer einen Spruch, der lautet: „Vom Gummiplatz in die Bundesliga“. Ich hoffe ich kann diesen Spruch eines Tages zur Realität machen.
7.) Nach dem Du von der TSG Dissen zum SV Bad Rothenfelde gewechselt bist, ging es immer weiter und stetig bergauf. SV Victoria Georgsmarienhütte und DSC Arminia Bielefeld waren die nächsten Stationen im Jugendbereich. Wenn Du jetzt so zurück blickst, was bleibt Dir in Erinnerung und wie hast Du die Zeit gesehen?
RUI: Beim SV Bad Rothenfelde haben wir mal in einer Saison alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Aber die größten Erinnerungen sind für mich die Freundschaften, die man gemacht hat. Durch Fußball lernst Du eine Menge Leute kennen mit denen Du dann auch Momente erlebst, die Du niemals vergisst. Manchmal gute, aber manchmal auch schlechte Momente. Wenn ich heute mal mit ehemaligen Mitspielern über die damalige Zeit spreche, dann sind es meistens lustige Momente wo wir gerne zurück blicken.
8.) Der Sprung vom Jugendfußball in den Herrenbereich; war es eine Umstellung für Dich und wie unterscheidet sich der Jugendfußball zum Herrenfußball?
RUI: Ja, es war eine Umstellung für mich, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Im Jugendfußball spielst du gegen Leute in deinem Alter, da kannst du dich dann mit denen messen. Im Herrenfußball spielst du dann gegen ältere und erfahrene Spieler, das ist dann keine leichte Aufgabe, aber nur so kannst du dich verbessern und daraus lernen. Im Herrenfußball geht es um Geld verdienen, wenn du ein Spiel nicht lieferst, dann bist du am Spieltag danach raus. Wenn ein 30- jähriger weiß, da kommt jetzt ein jüngerer der ihm seinen Platz wegnehmen will, dann wird er alles geben, damit der jüngere keine Chance hat. So hart ist das Fußballgeschäft. Du als jüngerer musst dich eben durchsetzen und erst einmal an ihm vorbei kommen und dich für den Trainer dann anbieten. Da reicht oft das Talent nicht, du musst hart arbeiten und fokussiert bleiben.
9.) Wie war für Dich die Zeit bei Arminia Bielefeld und konntest Du für Dich dort etwas schon für Deine Zukunft mitnehmen?
RUI: Die Zeit bei Arminia Bielefeld war sehr lehrreich, aber gleichzeitig auch sehr anstrengend. Ich ging damals in Osnabrück zur Schule und bin dann immer mit dem Zug nach Bielefeld gependelt. Es war nicht leicht, ich hatte keine Zeit für etwas anderes, aber heute bin ich sehr dankbar für die Zeit. Meine Familie hat mich sehr viel unterstützt. Ich durfte bei Arminia Bielefeld dann auch das erste Mal bei den Profis mit trainieren und auch Freundschaftsspiele spielen. Es war aufregend und gleichzeitig eine geile Erfahrung. Da habe ich das erste Mal gemerkt, dass Herrenfußball deutlich schneller, aggressiver und taktischer ist.
10.) Du bist dann anschließend zur TSG Hoffenheim gewechselt und spielst dort in der Regionalliga Südwest. Wie ist das so in einer U23 eines Bundesligisten zu spielen? Und hast Du auch Kontakt zum Bundesligakader? Kannst Du uns das Gefühl beschreiben, bei solch einem Verein Fußball spielen zu dürfen?
RUI: Es ist ein Privileg hier spielen zu dürfen. Viele junge Talente die Profis werden wollen, haben alle dasselbe Ziel. Die Mannschaft ist wie meine Familie. Ich sehe sie jeden Tag. Es ist natürlich was anderes wenn du in einer U23 eines Bundesligisten spielst, als in einer „normalen“ Mannschaft in unserer Liga. Du bist viel mehr im Fokus und viele Vereine schauen auf die U23 Mannschaften. Wenn du dich beweist, dann kannst du auf dich aufmerksam machen. Ja, ich durfte direkt in meinem ersten Jahr bei den Profis trainieren, wo Julian Nagelsmann noch Trainer war. Zwischendurch trainiere ich bei den Profis, aber ich habe auch so guten Kontakt zu dem Kader, weil man sich ja jeden Tag sieht und mit manchem bin ich dann auch privat befreundet. Zusammengefasst bin ich sehr glücklich bei so einem Verein spielen zu dürfen.
11.) Dein Vertrag in Hoffenheim läuft noch bis zum 30 Juni 2021. Weißt Du schon wie es für Dich weiter gehen soll?
RUI: Nein, ich weiß noch nicht wie es ab Sommer für mich weiter geht, aber ich bin im engen Austausch mit meinem Berater. Ich will natürlich den nächsten Schritt gehen, die Bundesliga wäre natürlich ein Traum, dafür muss ich aber weiterhin hart arbeiten. Es soll natürlich in Richtung einer „Profi-Liga“ gehen, aber wir werden sehen was kommt. Wichtig ist, dass ich gesund bleibe und mich in der Rückrunde gut präsentiere und natürlich Werbung für mich mache.
Rui, Danke für das Interview. Wir wünschen Dir alles Gute und viel Gesundheit. Auf das alles so eintrifft, wie Du Dir das wünscht. Vielleicht sehen wir uns ja in Dissen noch einmal persönlich. RUI: Ich bedanke mich für das Interview und wir sehen uns bestimmt in Dissen noch einmal. |

Impressionen von Rui bei der TSG Dissen

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